Warum steht der Landtag eigentlich am Rhein? Eine knifflige Frage der Schüler*innen der Georgschule aus Dortmund, auf die die Abgeordneten Anja Butschkau und Volkan Baran (beide SPD) keine spontane Antwort hatten. Am 21. September waren die Schülerinnen und Schüler zu Besuch im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf.
Anja Butschkau hatte die Schüler*innen persönlich ins Landesparlament eingeladen, denn mit ihrem Dortmunder Abgeordnetenkollegen Volkan Baran hatte sie sich in den letzten Monaten dafür eingesetzt, dass mehrere Lehrer*innen der Schule auch zukünftig dort unterrichten dürfen.
Die betroffenen Lehrer*innen sind Seiteneinsteiger*innen, die parallel zu ihrer Tätigkeit an der Schule die erforderlichen sonderpädagogischen Qualifizierungen erwerben. In der Vergangenheit war das kein Problem, doch zuletzt verlangte die zuständige Bezirksregierung Arnsberg, dass die Qualifizierung erst beendet werden müsse, bevor sie vor der Klasse stehen dürfen. Das wäre gleich in mehrfacher Hinsicht problematisch gewesen: Für die betroffenen Lehrkräfte , weil sie in der Zeit ihrer Weiterbildung kein Einkommen gehabt hätten und für die Schule, die auf wichtige Lehrkräfte hätte verzichten müssen. Ein Problem, das neben der Georgschule auch alle anderen Waldorf-Förderschulen in Nordrhein-Westfalen betroffen hätte.
Die Situation führte zu Unverständnis bei Schülerinnen und Schülern, Eltern, Schule und Lehrkräften. Denn alle Betroffenen besitzen ausgeprägte pädagogische Erfahrungen und sind wichtige Bezugspersonen für die Schüler*innen.
Dafür waren die Abgeordneten bereits im April in der Georgschule zu Besuch, um sich bei den Schüler*innen über die Sachlage zu informieren.
Für Volkan Baran ist es immer noch unverständlich, dass es überhaupt zu dieser Situation kommen konnte: „Wir suchen händeringend Lehrerinnen und Lehrer und gerade in dieser Zeit kommt das Land auf die Idee, die über Jahrzehnte bewährte Praxis zur Integration von Seiteneinsteigern an den Waldorf-Förderschulen in Frage zu stellen. Das war alles unnötig und ungerecht.“
Letztlich konnte durch mehrmaliges Intervenieren der SPD-Abgeordneten, zuletzt im Schulausschuss, erreicht werden, dass Schulministerin Dorothee Feller einen neuen Erlass verordnete. Die betroffenen Lehrer*innen können nun wie-der ihre sonderpädagogischen Zusatzqualifizierungen berufsbegleitend erwerben. Hierfür erhalten sie eine befristete Unterrichtsgenehmigung.
Anja Butschkau zeigte sich somit auch erleichtert: „Es bedurfte zwar mehrerer Anläufe und es hatte etwas gedauert bis Schulministerin Dorothee Feller die Problematik nachvollziehen konnte, aber nun bin ich froh, dass sie eine unbürokratische Lösung geliefert hat. Das zeigt, dass sich Hartnäckigkeit durchaus aus-zahlt. Es freut mich, dass wir die Schüler und Lehrer erfolgreich unterstützen konnten.“
Die Schüler*innen hatten über 100 Unterschriften für den Verbleib der Lehrer*innen, an ihrer Schule gesammelt und übergaben sie im Landtag den Abgeordneten. Nahezu alle Schüler*innen und Mitarbeiter*innen der Schule ab der 7. Klasse hatten unterschrieben.
Außerdem dankten sie den beiden SPD-Abgeordneten, die sich für die Interessen der Schüler*innen eingesetzt hatten. Die Unterschriften sollten ursprünglich vor den Sommerferien an den Schulausschuss übergeben werden, doch wegen eines Brands im Landtag mussten im Juni alle Besuchergruppen abgesagt werden. Anja Butschkau und Volkan Baran nahmen die Unterschriften entgegen, um sie symbolisch an den Schulausschuss weiterzureichen, auch wenn das Anliegen der Schüler*innen bereits erfolgreich gelöst wurde.
Nach dem obligatorischen Besuch der Plenardebatte und eine Landtagsführung des Besucherdienstes trafen die Schüler*innen zu einem Gespräch die beiden Dortmunder Abgeordneten. Für dieses Treffen hatten sie zuvor im Unterricht Fragen vorbereitet. Besonders interessierten sich die Schüler*innen für die Gründe, die die beiden Abgeordneten in die Politik geführt haben und welche Ziele ihnen besonders am Herzen liegen. Und dann gab es noch die Frage, die alle bewegte: Wann endet endlich der Krieg in der Ukraine? Eine Frage, auf die auch die Abgeordneten keine Antwort hatten, dafür aber eine klare Meinung: „Kriege dürfen keine Mittel sein, um Konflikte auszutragen. Wladimir Putin muss diesen Krieg sofort stoppen!“
Nun bleibt nur noch eins zu klären: Wieso steht der Landtag am Rhein? Das wollen Anja Butschkau und Volkan Baran herausfinden und den Schüler*innen spätestens beim Schulfest im Dezember mitteilen.