50 Jahre „Wilder“ Fordstreik

Ein Meilenstein in der Einwanderungsgeschichte und der Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland fand vor 50 Jahren statt. Am 24. August 1973 legen 10.000 Arbeiter:innen im Ford-Werk in Köln-Niehl ohne Ankündigung die Arbeit nieder. Die meisten von ihnen sind Gastarbeiter aus der Türkei, deshalb wird er damals als Türken-Streik bezeichnet und in der Öffentlichkeit für Stimmungsmache gegen Gastarbeiter genutzt.

Anfang der 70er stammen 38% der Gesamtbelegschaft von Ford aus der Türkei; am Fließband sind es sogar 9 von 10. Die türkischen Gastarbeiter werden für die unbeliebteren, monotonen und schmutzigeren Tätigkeiten eingesetzt, die häufig weniger gut bezahlt sind und für die es keine Zulagen gibt. Zeitzeugen, berichten, dass sie sich über ihre Lage nie beschwert hätten, sondern im Ruf standen, besonders fleißig, schnell und genügsam zu sein.

Die Ankündigung des Personalvorstands Bergemann 300 Arbeiter aus der Türkei fristlos zu entlassen, weil sie verspätet und ohne ärztliche Krankschreibung aus den Werksferien an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt waren, kam also überraschend.

Erst über eine Dekade nach der Ankunft der ersten Gastarbeiter in Deutschland findet bei den türkischen Arbeitskräften ein Bewusstseinswandel statt: Sie haben erkannt, dass sie für die Unternehmen wichtig sind und sie wohl nicht so bald in die Türkei zurückgehen werden. Während sie für die gleichen Rechte streiken, hetzt damals die BILD-Zeitung: „Gastarbeiter, dieses Wort kommt von Gast. Ein Gast, der sich nicht so beträgt, gehört vor die Tür gesetzt!“

Ich habe schon häufiger von den harten Arbeitsbedingungen der Gastarbeiter gesprochen im Interview, dass die Bundeszentrale auf ihrer Seite zur Verfügung stellt gibt es mehr dazu. Bei WDR5 gab es auch in der Rückschau einen Artikel dazu und im Machiavelli-Podcast gibt es eine tolle Folge zu Gastarbeiter:innen, in dem der Streik auch Thema ist.

Wer einen Eindruck davon haben möchte, wie damals darüber berichtet wurde, kann das hier im Spiegelartikel tun. We’ve come a long way….