Erinnern an das Massaker an den Alevit:innen in Sivas 1993

Vor 30 Jahren, am 2. Juli 1993, gab es in der türkischen Stadt Sivas, am Madımak-Hotel zu einem religiös-fundamentalistischen Angriff auf ein Alevitisches Kulturfestival, bei dem Schriftsteller:innen, Aktivist:innen und Musiker:innen zusammenkamen.
Nachdem eine Äußerung des Dichters Aziz Nesin bekannt wurde, zogen rund 20.000 aufgebrachte Menschen nach dem Freitagsgebet vor dem Madımak-Hotel. Einige Menschen warfen Brandsätze aus das Hotel, das direkt anfing zu brennen. Wegen der wütenden Menge konnten die Menschen im Hotel nicht nach draußen bis sie schließlich vom Feuer eingeschlossen waren und 35 von ihnen verbrannten.
Im Nachgang kam das Staatssicherheitsgericht zu dem Urteil, dass die Menge die Feuerwehr bei den Rettungsarbeiten behinderte. Zeugenaussagen und Videoaufnahmen zeigen außerdem, wie vereinzelte Polizisten der Menge halfen und eine anrückende Militäreinheit sich wieder zurückzog.
Bis heute ist der Brandanschlag für viele ein wunder Punkt, weil die Täter nicht alle gefasst und bestraft wurden. Einige von ihnen leben in Deutschland. Immer wieder werden auch die Gräber der in Sivas getöteten Menschen beschädigt.
Der Brandanschlag ist in Deutschland weitestgehend unbekannt. Für mich gehört der Brandanschlag zu meiner Lebensgeschichte, denn meine Eltern kommen aus Sivas. In Deutschland leben eine Million Menschen alevitischen Glaubens.
Auch 30 Jahre danach gab es keine richtige juristische und politische Aufarbeitung des Brandanschlags. Die Täter sind auf freiem Fuß, neun von ihnen leben in Deutschland.
Meine Gedanken sind bei den getöteten Menschen und ihren Angehörigen!