Im thüringischen Landkreis Sonneberg wurde gestern erstmalig ein AfD-Kandidat zum Landrat gewählt.
Der Schock sitzt tief, auch wenn die Prognosen das Ergebnis schon vorhersagten.
Lese ich heute durch die Zeitungstitel und Artikelüberschriften, lese ich viel von Dammbruch, Fall der Brandmauer und ähnlichem, was nahelegt, dass nun weitere folgen.
Versteht mich nicht falsch, ich habe zweifellos Sorge, dass weitere folgen, aber ich wehre mich entschieden gegen die Machtlosigkeit, die da mitschwingt.
Wir sind nicht ausgeliefert: Alle, die wahlberechtigt sind und unsere Gesellschaft mitgestalten – egal ob wir gewählte Politiker:innen oder Wähler:innen sind – haben einen Einfluss darauf was jetzt folgt.
Wir können etwas ändern.
Wir können etwas daran ändern, wie wir über Asyl, über Migration und auch übereinander sprechen.
Wir können widersprechen, wenn jemand rassistische Witze macht, Menschen anders herabwürdigt oder schlicht populistischen Unsinn erzählt.
Wenn jemand vor der Wahl Dinge verspricht, die er auf der Ebene gar nicht beeinflussen kann.
Ich habe in meiner Arbeit das Glück tagtäglich Gespräche mit Menschen führen zu dürfen, die für die für unterschiedliche Themen brennen, sich einsetzten und dafür kämpfen, dass es besser wird;
in Vereinen, Gewerkschaften, Parteien, Kirchen-, Synagogen- oder Moscheegemeinden, NGOs, Wohlfahrtsorganisationen oder als einzelne Aktivist:innen.
Mit Menschen wie ihnen, haben wir als Gesellschaft so viel zu gewinnen.
Wir können außerdem alle 4-5 Jahre unsere Stimmen für Landtagswahl, Kommunalwahl, Integrationsratswahl, Europawahl und Bundestagswahl abgegeben, um einen Einfluss darauf zu haben, wer uns regiert und wie wir regiert werden.
Ich rufe dazu auf, dass wir alle gemeinsam unsere eigenen Gestaltungsspielräume nutzen und bewusst unsere Stimme und unsere Überzeugung hörbar machen.
Ja, in Thüringen hat sich das Ergebnis angekündigt und in NRW haben wir eine andere Situation, aber das heißt nicht, dass sich das nicht ändern kann, wenn wir nicht begreifen, dass es uns alle angeht und beeinflusst, wenn Antidemokraten regieren.
Ich kann nicht verstehen, wie man sich einreden kann, dass es gut ist jemanden zu wählen, der den Nationalsozialismus verharmlost, Opfer rechter Gewalt verhöhnt, nur Teile der deutschen Bevölkerung als diese anerkennt und Demokratie verachtet.
Niemand gewinnt, wenn die AfD gewinnt. Alle gewinnen, wenn sie an Bedeutung verliert. Es liegt an uns.
Kurzer Hintergrund: Im Landesverband Thüringen der AfD ist Björn Höcke der Vorsitzende. Die AfD ist weitgehend normalisiert und auch die CDU positioniert sich weiter rechts als anderswo. Als Beispiel wurde der ehemalige Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen für die letzte Bundestagswahl aufgestellt und im Kreistag wurde bereits mit der AfD zusammengearbeitet.