Feste feiern wie sie fallen – Jubiläum mit Hindernissen

Eigentlich sollte heute im nordrhein-westfälischen Landtag eine große Veranstaltung zum 60-jährigen Jubiläums des Anwerbeabkommens von Deutschland und der Türkei stattfinden, doch durch die aktuell brenzliche Coronalage musste kurzfristig umdisponiert werden.

Das ist sehr schade, denn bei diesem Jubiläum geht es nicht um den Vorzeige-Gastarbeiter oder die Vorzeige-Gastarbeiterin oder das besonders gelungene Beispiel einer Integration, sondern es geht um die Masse der Menschen. Menschen, deren Geschichte geprägt wurde vom Anwerbeabkommen und deren Lebensgeschichte immer mit der deutschen Geschichte verwoben sein wird, egal, wo sie, ihre Kinder und Enkelkinder heute leben. Ich bin selbst Kind von Gastarbeiter:innen, ich bin damit aufgewachsen, dass ich zwar in Deutschland geboren bin, aber ständig als Türke gelesen werde. Das passiert mir noch heute. Doch meine Startbedingungen, meine Aufstiegs- und Integrationschancen sind Welten von dem entfernt, was meine Eltern bei ihrer Ankunft in Deutschland vorfanden. Deutschland musste Integration erst lernen. Auch heute lernt die deutsche Gesellschaft noch dazu, aber wir können vor allem auch daraus lernen, was bei der Gastarbeiter:innengeneration versäumt wurde.

Danke, liebe erste Generation für das Lehrstück an Integration, für eure Geduld und für eure unglaubliche Leistung für unser Land und eure Kinder.

Der Fotograf Guenay Ulutuncok hat vor 10 Jahren „Drei Generationen“ (also Gastarbeiter:innen, deren Kinder und Enkel) fotografiert, die Eröffnung dieser Ausstellung fand in kleinem Rahmen mit Mitgliedern der Parlamentarischen Gruppe Türkei statt. Außerdem kamen wir bei einem gemeinsamen Abendessen mit dem Botschafter der türkischen Republik ins Gespräch.