Alltagsrassimus – Still not your Volker! (Tag 7)

Heute ist der letzte Tag der Woche gegen Rassismus und damit auch der letzte Tag meiner Mini-Inforeihe.

Heute ist der letzte Tag der Woche gegen Rassismus und damit auch der letzte Tag meiner Mini-Inforeihe. Ich weiß, dass ich als heterosexueller Cis-Mann und Abgeordneter privilegiert bin, dennoch habe ich täglich – in unterschiedlichen Situationen – mit Rassismus zu kämpfen und manchmal macht mich das müde. Um einen kleinen Einblick in Alltagsrassismus zu geben, werde ich deshalb heute mal einige solche Situationen schildern.
Ich fahre mit der Bahn von zuhause in den Landtag und als Abgeordneter sitze ich in der 1. Klasse. Die anderen Fahrgäste sind irritiert, dass ich da bin und ich werde immer gründlicher kontrolliert als die anderen (weißen) Fahrgäste. Im Grunde ist das natürlich nicht schlimm, ich habe ja ein gültiges Ticket, aber mir wird vermittelt, dass „jemand wie ich“ hier nicht hingehört und dass da ja was nicht stimmen kann.

Ich bin heute Landtagsabgeordneter, aber ich habe in der SPD natürlich im Ortsverein angefangen. Als ich stellvertretender Ortsvereinsvorsitzender wurde, haben Mitglieder meinetwegen oder vielmehr, weil ich „Türke“ bin, die Partei verlassen. Noch heute gibt es Mitglieder, die glauben, ich sei Abgeordneter „für meine Community“, obwohl ich Abgeordneter für alle Bürgerinnen und Bürger meines Wahlkreises bin.

Jeder, der nicht Müller heißt, kennt es, dass man mal falsch geschrieben wird. Ich hatte angenommen, dass das zumindest innerhalb des parlamentarischen Kontextes, mit einer E-Mailadresse die aus Vor- und Nachname besteht, anders wird. Dem ist aber nicht so. Ich erhalte noch immer sehr viel Post und Mails, in denen ich als Volker angesprochen werde. Sogar Kleine Anfragen, die ich als MdL stelle, werden auf dem Papier von einem „Volker Baran“ gestellt.

Unter Kollegen drückt man sich hin und wieder Sprüche, macht Witze und lacht, doch oft zielen solche Kommentar in meinem Fall auf rassistische Klischees ab. „Das Marken-T-Shirt hast du doch gefälscht aus der Türkei mitgebracht“, ist da noch ein eher harmloser Spruch. Das Nervige daran ist, dass ich das nicht thematisieren kann, ohne dass ich der Spaßverderber bin.

Als Wirtschaftspolitiker habe ich schon in Dortmund Unternehmer:innen gefördert, die keine deutsche Staatsbürgerschaft haben oder in der zweiten Generation hier sind, um ihnen zu mehr Sichtbarkeit zu verhelfen. Heute mache ich das auf NRW-Ebene. Einige meiner Kolleg:innen sprechen immer über „Freunde von Volkan“, auch wenn andere MdL sie eingeladen haben, einfach weil es sich um türkische Unternehmer:innen handelt und „wir“ uns ja alle kennen.

Ihr seht, es gibt viel zu tun. Meine Motivation jeden Tag gegen Rassismus anzugehen ist es, dass ich mir wünsche, dass meine Kinder keine Rassismuserfahrungen mehr machen müssen und ich weiß, dass ich nicht alleine kämpfe.