Am 4. Tag der Woche gegen Rassismus habe ich mir das Thema Antisemitismus vorgenommen, also den Hass gegen Jüdinnen und Juden.
Sprechen wir in Deutschland über Antisemitismus, dann geht es meist um Gedenken an den Holocaust; die systematische Verfolgung, Ermordung und Vernichtung der europäischen Juden.
So kommt es auch, dass wir selten darauf aufmerksam werden, dass Antisemitismus auch gegenwärtig noch ein großes Problem ist. Das Attentat in Halle hat uns das sehr nahe gebracht und den Fokus darauf gerichtet, dass die Neue Rechte viele antisemitische Mythen und Vorurteile schürt und verbreitet.
Rund um das Corona-Virus entwickelten sich unzählige Fake News und Verschwörungserzählungen fanden ein Millionenpublikum an Unzufriedenen, Impfgegnern, Coronaleugnern, Querdenkern, Rassisten und Schwurblern. Die einfachen Erklärungen der Verschwörungsmythen funktionieren darüber, einen Sündenbock zu benennen, was den Weg in antisemitische und rassistische Weltbilder ebnet.
Konkret führt(e) das zu Angriffen auf: Jüdinnen und Juden, asiatisch gelesene Personen (Thementag gestern), Asylsuchende, Menschen mit Einwanderungsgeschichte, Wissenschaftler:innen.
Und die Stereotypen, mit denen die vermeintlichen Verschwörer beschrieben werden, sind die antisemitischen, die seit Jahrhunderten Jüd:innen zugeschrieben werden. Während der bösen „Weltverschwörung“ immer neue Mittel und Gruppen zugeordnet werden, bleibt fester Bestandteil doch die Schuldzuweisen zu „den Juden“.
Seitdem öffentliche antisemitische Äußerungen ein No-Go sind, nutzen Anhänger:innen Codes und Chiffren, um ihre Mythen zu verbreiten. Ob die Rothschilds, Anetta Kahane oder George Soros: Wenn die Menschen, hinter „Finanzeliten“ oder „Neuer Weltordnung“ konkret benannt werden, wird jüdischen Menschen eine zentrale Rolle zugeschrieben.
Wir merken also, wenn es um Antisemitismus geht, lohnt es sich genauer hinzusehen und hinzuhören. Sobald Menschen einfache Antworten haben, sollten wir skeptisch werden und hinterfragen. Gibt es Quellen? Woher hat die Person ihre Behauptungen?
Vor allem gilt, wenn jemand, der euch nahesteht bewusst oder unbewusst antisemitische Codes nutzt, fragt nach, macht ihn darauf aufmerksam, nur so können wir den Hass bekämpfen.